Best Practice Teekanne: 90% der Emissionen aus der Lieferkette

Teekanne gehört mit über 1300 Mitarbeitenden in der Gruppe und dem Hauptsitz in Düsseldorf zu den größten im Deutschen Tee & Kräutertee Verband. Das Unternehmen bezieht 300 verschiedene Rohwaren von über 150 Lieferanten aus der ganzen Welt und hat als nachhaltiges Unternehmen Klimaschutz als Kernpunkt in der Unternehmensstrategie verankert. Mit Maßnahmen wie der Zertifizierung von Rohwaren, dem Ausbau des Bio-Sortiments oder der Reduktion von Verpackungen setzt Teekanne vielfältige Programme direkt um. Mara Woermann ist Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements.
Teekanne berechnet seinen Corporate Carbon Footprint (CCF). Zudem hat sich das Unternehmen ehrgeizige Klimaziele mit Hilfe des Science Based Target Initiative (SBTI) gesetzt. Was bedeutet das ganz pra
Bei Teekanne verfolgen wir schon länger eine spezifische Klimastrategie und seit letztem Jahr erheben wir unsere Emissionen in allen drei Scopes – zumal über 90 % unserer Emissionen in den Lieferketten entstehen. Gleichzeitig hat das Unternehmen beschlossen, seine Emissionen bis 2045 um mindestens 90% zu senken.
Ganz praktisch bedeutet das, dass wir sehr damit beschäftigt sind, Daten zu erheben – bei uns im Unternehmen, aber eben auch in der Lieferkette. Insbesondere den Einkäufern kommt dabei eine entscheidende Rolle zu. Gemeinsam mit ihnen haben wir 30 Lieferanten zu ihren Emissionen befragt. Wir sind froh, diesen direkten Kontakt in den Ursprung zu haben, um die Primärdaten erheben und nutzen zu können und so unsere eigene Datenbasis aufstellen zu können. Mit den Sekundärdaten vervollständigen wir vorerst unsere Analyse, um unsere Emissions-Hotspots zu identifizieren und schnell Maßnahmen zur weiteren Reduktion unserer Emissionen zu entwickeln.
Welche Maßnahmen sind das?

Für Scope 1 und 2 – also unsere eigenen Emissionen – gibt es bereits diverse Maßnahmen. Unser Standort in Düsseldorf ist seit 2014 energiezertifiziert, fast 10 % des dortigen Energiebedarfs decken wir bereits mit unseren Photovoltaikanlagen und unserem Gas-Blockheizkraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung ab. Ansonsten nutzen wir ausschließlich Ökostrom, unter anderem um unsere E-Autoflotte und die Ladestationen am Standort zu betreiben. Auch im Bereich Verpackungen haben wir bereits viel erreicht. Seit Jahren setzen wir auf Materialreduktion und auf recyclingfähige und aus nachwachsenden Rostoffen basierende Materialien.
Für die Emissionen der Kategorie Scope 3 haben wir im letzten Jahr zum ersten Mal Daten erhoben und entwickeln derzeit die Maßnahmen zur Reduktion unseres CCF. Das ist deutlich komplexer als Maßnahmen in Scope 1 und 2 umzusetzen. Hier stehen wir vergleichsweise noch recht am Anfang – doch damit sind wir schon auf einem guten Weg.
Was motiviert Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen?

Nachhaltigkeit war schon immer eine Herzensangelegenheit von mir und motiviert mein tägliches Handeln. In den zwei Jahren bei Teekanne hat mich immer wieder begeistert, wie sehr im Unternehmen alle mitziehen und das Thema Nachhaltigkeit unterstützen. Kein Wunder, denn in unserer alltäglichen Arbeit bekommen wir die Auswirkungen des Klimawandels direkt mit: Wenn unsere Rohstofflieferanten unseren Einkäufern von Dürren und Überschwemmungen berichten, zeigt sich unmittelbar: Der Klimawandel hat Auswirkungen auf unsere Lieferketten und damit auf unser Geschäftsmodell. Der direkte Kontakt zu den Menschen in den Anbaugebieten macht Verbesserungsmaßnahmen für das Klima direkt greifbar und sinnhaft. Zwei gute Gründe also, trotz des hohen Aufwands dranzubleiben und nicht den Mut zu verlieren, sondern auf die langfristigen Effekte der Maßnahmen zu schauen.
Was sind die sogenannten Scopes 1-3-Emissionen?
Es gibt drei Bereiche, in denen Unternehmen oder Organisationen Treibhausgase emittieren. Diese Bereiche werden als “Scopes” bezeichnet. Sie wurden im Greenhouse Gas (GHG) Protocol definiert, um einen einheitlichen Rahmen für die Ermittlung von Treibhausgasemissionen zu schaffen.
Scope 1 umfasst Emissionen aus Quellen, die direkt im Besitz oder Einflussbereich eines Unternehmens sind (bspw. Betrieb des eigenen Heizkessels oder Fuhrpark).
Scope 2 beschreibt Emissionen aus der Nutzung von Energie, die das Unternehmen einkauft (z.B. eingekaufter Strom für den eigenen Verbrauch).
In Scope 3 werden Emissionen erfasst, die entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, aber eben nicht in den eigenen Anlagen. Sie werden nicht direkt vom Unternehmen kontrolliert
Was ist der Corporate Carbon Footprint (CCF)?
Mit dem Corporate Carbon Footprint erfassen Unternehmen alle Emissionen, die durch ihre Tätigkeit innerhalb eines Jahres erzeugt werden.
Eine vollständige Bilanz umfasst die Emissionen aller vor- und nachgelagerten Bereiche der Wertschöpfungskette. Dazu gehören neben bezogenen Roh- und Betriebsstoffen auch Dienstreisen, das Pendeln der Mitarbeiter, Müllentsorgung, eingekaufte Dienstleistungen (etwa durch Subunternehmer) oder auch Emissionen während der Nutzungsphase der verkauften Produkte. Ebenso werden gekaufte oder geleaste Investitionsgüter bilanziert (Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge, etc.). Insbesondere die europäische Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD) fordert von Unternehmen über ihr Nachhaltigkeitsengagement zu berichten. Teil dieser Berichterstattung ist der CCF. Die Berechnung eines CCF ist ein zeit- und kostenaufwändiges Projekt.
Was ist die Science Based Target Initiative (SBTi)?
Die Science Based Targets initiative ist eine gemeinsame Initiative der Non-Profit-Organisation Carbon Disclosure Project (CDP), dem United Nations Global Compact, dem World Resources Institute (WRI) und dem Worldwide Fund for Nature (WWF). Das globale Team besteht aus Mitarbeitern dieser Organisationen. Seit 2015 haben sich über 1000 Unternehmen der Initiative angeschlossen, um ein wissenschaftlich fundiertes Klimaziel festzulegen. Die SBTi wurde 2015 gegründet, um Unternehmen dabei zu unterstützen, ihre Ziele zur Reduktion von Emissionen nach dem Übereinkommen von Paris auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse festzulegen. Im Oktober 2021 entwickelte die SBTi den weltweit ersten Netto-Null-Standard, der den Rahmen für Unternehmen bereitstellt, um wissenschaftlich fundierte Netto-Null-Ziele festzulegen und den globalen Temperaturanstieg über das vorindustrielle Niveau auf 1,5 °C zu begrenzen.