Praxisbeispiel: Frauenrechte

Frauenrechte sind Menschenrechte

©UNICEF/SmilePleasePhotography

Bereits seit Jahrzehnten engagiert sich die Ostfriesische Tee Gesellschaft (OTG) in Projekten zum Schutz von Frauen und Mädchen in den Ursprungsländern. Besonders dort, wo Frauen und Mädchen benachteiligt und Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind. „Uns geht es langfristig darum, einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, der Frauen und Mädchen eine sicherere und stärkere Position in der Gesellschaft gibt. Auf den Reisen in den Ursprung wird einem aber dann auch bewusst, wie viel unsere Projekte auch für jede einzelne Frau bedeuten,“ berichtet Annemarie Leniger, Geschäftsführerin der OTG, von den Reisen und Begegnungen mit den Menschen auf den Teeplantagen in Indien. In diesem Fall ist es das Projekt „Improving lives“, das für bereits rund 250.000 Frauen und Mädchen im Nordosten des Landes vieles verändert hat: Stete Aufklärungsarbeit in einer der bekanntesten Teeregionen der Welt ermutigt Familien dort dazu, ihre Töchter zur Schule zu schicken und sie nicht frühzeitig in Arbeit oder in Ehen zu drängen. Außerdem lernen in rund 350 „girls groups“ Mädchen unter anderem Selbstverteidigung, um sich besser vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung zu schützen. Jungen hingegen werden in Gewaltprävention geschult und dazu sensibilisiert, traditionelle Geschlechterrollen zu hinterfragen. Zusammen mit unabhängigen und etablierten Partnern wie UNICEF und der Ethical Tea Partnership (ETP) setzt die OTG das Projekt seit 2017 erfolgreich um.

©ETP, Fotografin: Abigail Trayler-Smith

Pures Recht auf Menschenwürde

Das Thema Nachhaltigkeit ist seit Gründung der OTG 1907 Teil der Firmenphilosophie und seit 2010 auch fest in der Unternehmensstrategie verankert. Aber warum setzt das Familienunternehmen in seinem Engagement unter anderem einen Fokus auf die Stärkung von Frauen in der Teeproduktion? Verschiedene Zahlen geben eine Antwort darauf: Etwa sechzig bis achtzig Prozent der Arbeitskräfte auf den Teeplantagen weltweit sind Frauen. „Es geht hier nicht um Probleme wie ‚Gender pay gap‘, sondern um ganz grundlegende Bedürfnisse wie körperliche und seelische Sicherheit, materielle Grundsicherung, Arbeit, Wohnung, Familie und Gesundheit“, erklärt Leniger. Für das Teehandelsunternehmen sind Frauenrechte Menschenrechte. Am Beispiel Indien erklärt Leniger die Situation vor Ort: „Frauen erleiden Vergewaltigungen, unter anderem um einen besseren Feldabschnitt zum Teepflücken zu bekommen.“ Bei allen Projekten der OTG geht es darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten – für das pure Recht auf ein menschenwürdiges Leben.

Ethical Tea Partnership - ETP
Die einzige internationale Non-Profit-Organisation mit dem Fokus auf die Tee-Industrie kümmert sich mit mehr als 50 Mitgliedern – vor allem Produzenten und Händlern – und in Zusammenarbeit mit anderen Nichtregierungsorganisationen, Regierungen und Gewerkschaften darum, soziale und ökologische Standards in der Teeproduktion zu etablieren, Transparenz zu schaffen und Erzeuger durch gezielte Schulungen zu unterstützen. Dank regionaler Strukturen und einer starken Vernetzung kann die ETP direkt vor Ort agieren und sicherstellen, dass die Unterstützung dort ankommt, wo sie am dringendsten benötigt wird.